Wissen und Wissenstransfer sind stark kulturell geprägt – so auch im Judentum. Die 24. Tagung des Forums möchte deshalb den Orten, Medien und Akteur:innen des Wissenstransfers in der jüdischen Gesellschaft der Frühen Neuzeit nachgehen. Jüdische Gemeinden, Schulen und Jeschiwot, aber auch die Haushalte der Familien, der Lehrer und Rabbiner dienten vielfach dem Austausch von Wissen und der Weitergabe von Traditionen und Bräuchen. Es ist ein Spezifikum der jüdischen Kultur, dass dem Buch als Medium des Wissenstransfers dabei eine herausragende Rolle zukam. Seine Entwicklung von der Handschrift zum Druck und seine Sprachen waren einem steten Wandel unterworfen, der Auswirkungen auf seine Verbreitung, seine Nutzer:innen und seine Funktionen hatte. Am Beispiel von Ärzt:innen und Lehrern sowie den Akteuren bei Bauvorhaben der jüdischen Gemeinden werden Erwerb, Weitergabe und Nutzung beruflichen und praktischen Wissens thematisiert.
Es zeigt sich, dass jüdisches Wissen und jüdischer Wissenstransfer immer auch Teil der entsprechenden Prozesse in der Gesamtgesellschaft waren und dass Austausch und punktuelle Zusammenarbeit zwischen Juden und Nichtjuden trotz der gegenseitigen Ablehnung eine bedeutende Rolle spielten.
Wissenstransfer in der jüdischen Gesellschaft der Frühen Neuzeit – Bildung, Erfahrungen und Praktiken
Tagung in der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Stuttgart-Hohenheim, 16. – 18. Februar 2024
Freitag, 16. Februar 2024
Anreise und Kennenlernen
Samstag, 17. Februar 2024
Einführung: Lisa Astrid Bestle
Moderation: Marion Aptroot
Kerstin von der Krone, Frankfurt a.M.: Jüdisches Wissen, jüdische Erziehung und jüdische Buchkultur im Zeitalter der Emanzipation
Franziska Strobel, Regensburg: Kalender als Medium der Wissensvermittlung
Marion Aptroot, Düsseldorf: Jiddische Taschenkalender als Informationsquelle für Handelsreisende: Die Amsterdamer lukhyes
Moderation: Rahel Blum
Wolfgang Treue, Duisburg-Essen: Bildungsgänge: Jüdische Ärzte in der Frühen Neuzeit am Beispiel Frankfurt am Main
Cornelia Berger-Dittscheid, Frankfurt a.M.: Übermittlung von Bauherrenwissen im Synagogenbau
Moderation: Rotraud Ries
Zvi Kunshtat, Baltimore: An Exploration of Early Modern Communal Yeshivot
Michael Imhof, Petersberg: „Verordnung für die jüdische Lehrschule in der Hochstiftlichen Residenzstadt Fulda“ (1784) – zum Versuch einer obrigkeitlichen Schulreform im 18. Jahrhundert
Andreas Brämer, Hamburg: Wissenserwerb und Wissenstransfer – Jüdische Lehrer in Preußen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Sonntag, 18. Februar 2024
Moderation: Rebekka Voß
Claudia Rosenzweig, Ramat Gan: A Yiddish ‘Study Bible’ (Cremona 1560)
Birgit Klein, Heidelberg: Komplexer inner- wie interreligiöser Wissenstransfer in hebräischen und jiddischen Sammelhandschriften von Heilmitteln und gedruckten Arzneibüchern
Marius Müller, Salzburg: Jüdisches Wissen in jesuitischen Schriften? Joseph Stöckleins Missionszeitschrift Der Neue Welt-Bott (1726–1761) und die Bedeutung des Judentums aus verflechtungsgeschichtlicher Perspektive
Zusammenfassung und Diskussion, Themenfindung für 2025
Konzeption und Leitung der Tagung: Prof. Dr. Marion Aptroot (Heinrich Heine-Universität Düsseldorf); Lisa Astrid Bestle (Johannes Gutenberg-Universität Mainz); Rahel Blum (Goethe-Universität Frankfurt am Main); Dr. Rotraud Ries (Herford); Dr. des. Johannes Kuber für die Akademie
In Zusammenarbeit mit dem Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte an der Universität Duisburg-Essen
Abbildung: Havdala am Schabbat-Ausgang. Zwei Jungen sehen zu und lernen Riten und Gebete. Aus: Minhogim, Frankfurt am Main 1722/23 (UB JCS Frankfurt am Main, Jud. Germ. 1091, urn:nbn:de:hebis:30:2-5481), Bl. 2r, Digitalisat UB Frankfurt, https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/jd/content/pageview/1782168
Programm-Faltblatt mit allen Detailinformationen
Anmeldung: www.akademie-rs.de/vakt_25143
OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Rotraud Ries (5. November 2023). Programm 2024. Forum Jüdische Geschichte. Abgerufen am 13. September 2024 von https://www.forum-juedische-geschichte.de/202