Ein neuer Arbeitskreis muss sich erst finden – so auch das “Forum”, das sich im Jahr 2000 zum ersten Mal traf. Zu Beginn wurden die Tagungen ohne thematische Vorgabe ausgeschrieben. Erst nach einigen Jahren ging der AK dazu über, jede Tagung unter ein Hauptthema zu stellen. Auch die Form der Öffentlichkeitsarbeit kristallisierte sich erst allmählich heraus. So sind die Berichte, die über die meisten Tagungen vorliegen, nicht ganz einheitlich. Faltblätter mit dem Programm und einem Teaser zum Thema, die auf dieser Seite als Kurzbeschreibungen dienen, liegen erst ab 2011 vor.
Den abgeschlossenen Zeitraum der Tagungen 2000 bis 2010 präsentieren wir hier in chronologischer Folge – die folgenden Tagungen nach dem Aktualitätsprinzip mit dem neuesten Eintrag am Anfang. Die einzelnen Tagungen der ersten Periode werden mit dem Titel – so es einen gibt – und dem Anfang des Berichts vorgestellt. Zum kompletten Bericht und dem Programm wird verlinkt.
01 2000 1. Arbeitstagung, 11. – 13. Februar 2000, Ev. Akademie Mülheim/Ruhr
Mit dem Titel des “Forums”, das im Februar 2000 in der Evangelischen Akademie Mülheim an der Ruhr mit seiner ersten Tagung an den Start ging, unterstrichen die Veranstalterinnen ihren programmatischen Ansatz. Dr. Rotraud Ries, die soeben ein DFG-Projekt zum Akkulturationsprozeß der ‘Hofjuden’ an der TU Darmstadt abgeschlossen hatte, und Dr. Birgit Klein, Mitarbeiterin an der Germania Judaica IV in Duisburg, eröffneten mit der Tagung ein Forum für Wissenschaftler/innen, die ihre Forschungen innerhalb eines interdisziplinären Kontextes vorstellen und diskutieren wollten und die dem Ansatz der wissenschaftlichen Methodenpluralität als erkenntnisversprechendem Zugang zu ihren Themen offen gegenüber standen. … weiterlesen
02 2001 2. Arbeitstagung, 16. – 18. Februar 2001, Ev. Akademie Mülheim/Ruhr
Zum zweiten Mal trafen sich in Mülheim etwa 40 Wissenschaftler/innen, um sich mit ‘Jüdischer Geschichte und Kultur in der Frühen Neuzeit’ in interdisziplinärer und methodenbewusster Perspektive zu befassen. Neben einer Reihe von Teilnehmern/innen der ersten Tagung waren auch zahlreiche neue Interessenten/innen gekommen, die über das Internet oder persönliche Kontakte von der Veranstaltung erfahren hatten. Das Programm ließ auch in diesem Jahr genug Zeit, um während der eineinhalb Tage und in dem üblichen informellen Rahmen in kleineren Gruppen ausführliche Gespräche über die Fachgrenzen hinweg zu führen, um Kontakte zu knüpfen und Kooperationen anzubahnen. Dieser Aspekt der Tagung und die entspannte Atmosphäre erwiesen sich erneut als mindestens ebenso wichtig wie das Kennenlernen von Methoden und spezifischen Projekten benachbarter Disziplinen. … weiterlesen
03 2002 3. Arbeitstagung, 13.-15. März 2002, Ev. Akademie Mülheim/Ruhr
Auch die 3. Arbeitstagung des Interdisziplinären Forums „Jüdische Geschichte und Kultur in der Frühen Neuzeit“ im März 2002 in der Ev. Akademie Mülheim/Ruhr ist mit ihrem Ansatz, Austausch, Diskussion, Information und Begegnung in ungezwungener Atmosphäre zu ermöglichen, auf reges Interesse gestoßen. Das dokumentiert die Teilnehmerzahl, 35 Kollegen und Kolleginnen fanden sich zur Tagung ein, und es zeigte sich an den lebhaften Diskussionen, die den thematischen Teil der Tagung begleiteten. Im Ablauf folgte die Arbeitstagung, kompetent begleitet von Katja Kriener als „Kuratorin“, dem bisherigen Muster. Den Auftakt bildete die Vorstellungsrunde am Abend der Ankunft. In den folgenden anderthalb Tagen standen in drei Themenbereiche gegliederte Kurzreferate von elf Kolleg(inn)en im Mittelpunkt. … weiterlesen
04 2003 Perspektivenwechsel: Ego-Dokumente, Selbst- und Fremddarstellungen frühneuzeitlicher Juden
Anders als die ersten drei Tagungen des Forums fand die vierte unter einem aktuellen Rahmenthema statt. Anlass hierzu hatten die Themen-Vorschläge auf der letzten Tagung gegeben: „Reiseberichte“ und „Epigraphik“ reizten dazu, sie unter ein gemeinsames Oberthema zu fassen; auch die wiederholt angemahnte, da vermisste Methodik in der Erforschung der jüdischen Geschichte und Kultur der Frühen Neuzeit sollte nun ihren gebührenden Platz finden. Das Thema stieß auf reges Interesse; und es folgten 36 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Einladung. In anderthalb Tagen intensiver Arbeit wurden zwölf Kurzreferate gehalten und regten lange und tiefgehende Gespräche und Diskussionen an. … weiterlesen
05 2004 Konversion als Handlungsoption zwischen Judentum und Christentum: Modelle und Folgen, Konstruktionen und Perzeptionen
Wie schon im Jahr 2003 stand die Tagung des Arbeitskreises unter einem Gesamtthema, das vorab in einer per mail geführten Diskussion mehr Zuspruch und eine größere Zahl von Vortragsangeboten gefunden hatte als das Thema „Memoria“. Nach Schließung der Evangelischen Akademie in Mülheim traf sich der Arbeitskreis unter Verantwortung von Katja Kriener zum ersten Mal im Film – Funk – Fernseh – Zentrum der Evangelischen Kirche im Rheinland.
Die erste Sektion der Tagung hatte den Forschungsstand sowie autobiographische Konversionsberichte zum Thema. Jörg Deventer widmete sich Konversion und Konvertiten im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung und stellte Stand und Perspektiven der Forschung zur christlichen conversio vor. … weiterlesen
06 2005 Jüdische Alltagskultur vom Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert
Vom 11. bis 13. Februar 2005 fand die 6. Arbeitstagung des “Forums” statt – zum zweiten Mal in den Räumlichkeiten des „Film – Funk – Fernseh – Zentrums“ der Evangelischen Kirche im Rheinland in Düsseldorf. Es wurde ein weites Spektrum von Quellen, Zugängen und Themen zur Alltagskultur vorgestellt, die sich eher einem breiten historisch-anthropologischen Zugriff auf das (all)tägliche Leben der Juden verpflichtet wussten als dem in den 1980er Jahren vertretenen Konzept einer Alltagsgeschichte vor allem als einer „Geschichte von unten“. Der besondere Akzent einer so konzipierten Alltagsgeschichte liegt auf einer Perspektive, die die Analyse von mentalen Prozessen, Handlungen und Sachkultur kombiniert, die durch ein erhebliches Maß täglicher Routine (Repetitivität) miteinander verwoben sind. … weiterlesen
07 2006 Jüdische Memoria in der Frühen Neuzeit – Erinnerung und Gedächtnis in individueller wie kollektiver Perspektive
Die diesjährige Tagung des Arbeitskreises griff ein Thema auf, das seit Yosef Hayim Yerushalmis „Zachor“ (Erinnere Dich) (1982/88) in den Fokus der Wissenschaft gerückt ist und durch die voluminöse Festschrift für Michael Brocke jüngst neue Aktualität erlangt hat. Auch innerhalb des Arbeitskreises ist die Bedeutung von Memoria und Gedächtnis im Zuge einer vergleichenden Analyse christlicher und jüdischer Grabinschriften bereits 2003 angesprochen worden. Durch die Präsentation von Überlegungen zu ganz unterschiedlichen Quellengruppen sollte das breite Spektrum von Memoria und jüdischem Gedächtnis in interdisziplinärer Perspektive ausgelotet und diskutiert werden. … weiterlesen
08 2007 Gender-Perspektiven jüdischer Geschichte von der Vormoderne bis zum 19. Jahrhundert
Das achte Forum konnte dank der gemeinsamen Organisation von Dr. Rotraud Ries und Prof. Dr. Birgit Klein in Zusammenarbeit mit Katja Kriener vom 9.-11. Februar 2007 erneut im Film – Funk – Fernseh – Zentrum der Evangelischen Landeskirche in Düsseldorf stattfinden. Rotraud Ries eröffnete die Tagung mit einem Überblick über die neuere und neueste Forschung und der nüchternen Feststellung, dass es das Thema Gender in der deutsch-jüdischen Geschichte der Vormoderne erst noch zu etablieren gilt. Sowohl für die Antike, zu der ein lebhafter Diskurs besteht, wie jetzt auch für das Mittelalter gibt es einen Forschungszweig zu Frauen und Familie, der Gender-Aspekte mit einbezieht. Anders stellt sich die Forschungssituation für die Frühe Neuzeit dar: Hier kommen Frauen beiläufig vor oder werden in einer sozialgeschichtlichen Perspektive eigens thematisiert; das Verhältnis zwischen den Geschlechtern, die Frage nach Macht und Geschlecht oder der Konstruktion von Geschlecht spielt dagegen kaum eine Rolle. Lediglich biographisch orientierte Arbeiten zu „prominenten“ Frauen oder Frauen aus der Zeit um 1800, die sich vernehmbar selbst artikuliert haben, zeigen diese als handelnde Subjekte. … weiterlesen
09 2008 Jüdische Migration und Mobilität in der Frühen Neuzeit
Wie gewohnt und geschätzt fand das neunte “Forum” in Kooperation mit Katja Kriener (Studienstelle Christen und Juden, Ev. Kirche im Rheinland) im Januar 2008 im Film – Funk – Fernseh – Zentrum Düsseldorf statt. Mit ihrem Thema trug die Tagung des Arbeitskreises einem Phänomen Rechnung, das sich weder auf bestimmte Bevölkerungsgruppen, noch Epochen oder Räume beschränkt. Vielmehr bestimmten Migration und Mobilität von jeher Struktur und Geschichte von Gesellschaften. Dementsprechend breit gefächert waren auch die in den Beiträgen untersuchten Themen, die von gegenständlich-räumlichen Spuren der Migration bis zum historiographischen oder literarischen Niederschlag von “Grenzüberschreitungen” reichten, methodisch-theoretische Aspekte behandelten wie auch die didaktische Vermittlung ansprachen. … weiterlesen
10 2009 Jüdische Räume in der Frühen Neuzeit – Perspektiven nach dem „spatial turn“
Vorerst zum letzten Mal fand im Februar 2009 die Arbeitskreistagung des „Forums” im Film – Funk – Fernseh-Zentrum der Evangelischen Kirche im Rheinland in Düsseldorf statt, da Katja Kriener ihre Tätigkeit in der Studienstelle Christen und Juden der EKiR beendet. Ziel des Forums war eine Beschäftigung mit der Frage, ob und in welcher Hinsicht der spatial turn für die Jüdische Geschichte der Frühen Neuzeit ein Mehr an Erkenntnis und Analysepotential zu bieten habe. Dies galt es anhand der vorzustellenden Themen zu diskutieren. Eine kurze Einführung in die „Raumdiskussion“ der Geschichtswissenschaft und ihre Begriffe ging dem voraus. … weiterlesen
11 2010 Reale und imaginäre Formen jüdischer Machtausübung, Repression und Gewalt
In ungewohnter, malerischer Winterlandschaft fand die 11. Arbeitstagung des “Forums” in der Evangelischen Akademie in Bad Herrenalb im Schwarzwald statt. Dem (vermeintlich) abseitigen Ort war es wohl geschuldet, dass sich nur ein kleiner Kreis versammelte: Grund für eine Diskussion über künftige Veranstaltungsorte und Raum für ausführliche Diskussionen und viele Gespräche am Rande.
Der Diskurs über jüdische Geschichte im deutschsprachigen Raum ist stark durch das Thema Gewalt geprägt – in Form von Judenfeindschaft, Antisemitismus und vielen weiteren Formen von Gewalt gegen Juden. Sehr viel weniger dagegen wurde bislang die Ausübung von Macht und Gewalt innerhalb der jüdischen Gesellschaft(en) thematisiert. Birgit Klein, die die Tagung zusammen mit Rotraud Ries vorbereitet hatte und leitete, stellte in ihrer Einführung das Spektrum der aktuellen Forschungen zur innerjüdischen Gewalt vor und legte damit die Grundlage, um sich dem Thema sowohl von literarischer, ideologischer als auch von sozialhistorischer Seite zu nähern. Ob und inwiefern Gewalt unter Juden eine Reaktion auf die von Nichtjuden erfahrene Gewalt war, gelte es ebenfalls zu berücksichtigen. Die im Vergleich zu sonstigen Tagungen geringere Anzahl der Vorträge bot die Möglichkeit, durch gemeinsame intensive Quellenlektüre die angesprochenen Aspekte vertiefend zu beleuchten – ein Format, das unter den Teilnehmern auf breite Resonanz stieß. … weiterlesen